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Neue Heizung für ein Mittel-EFH

14.12.2023 Yvonne Lemmer, HEV Schweiz

In Stadel hat ein knapp 30 Jahre altes Mittel-Einfamilienhaus eine neue Heizung mit Wärmepumpe und Erdsonde erhalten. Ganz ohne Verzögerungen lief der Ersatz aber nicht. Die Redaktion hat die Eigentümerfamilie bei der Inbetriebnahme begleitet.

Das 1994 erbaute Mittel-Einfamilienhaus in Stadel bei Niederglatt wird von der vierköpfigen Familie Syz bewohnt. Die Eigentümer hatten das 5,5-Zimmer-Haus Ende 2018 gekauft. Bisher sorgte eine fast 30 Jahre alte Ölheizung für Wärme, die Verteilung auf die 164 m2 grosse Wohnfläche erfolgte über eine Bodenheizung. «Unsere alte Ölheizung war zwar noch funktionstüchtig, doch aufgrund einiger Probleme merkten wir, dass sie bald ausgetauscht werden müsste», sagt Eigentümerin Angela Syz. Weder ökologische noch finanzielle Gründe standen für sie und ihren Mann beim Heizungsersatz im Vordergrund, sie wollten einfach agieren, bevor die alte Heizung aussteigt. «Wir hätten uns durchaus eine neue Ölheizung vorstellen können, doch die Gesetzgebung im Kanton Zürich erlaubt dies nicht mehr», erklärt Eigentümer André Syz. Im Kanton Zürich dürfen seit September 2022 bei einem Heizungsersatz in bestehenden Gebäuden nur noch erneuerbare Energien eingesetzt werden, wenn dies technisch möglich ist und die Lebenszykluskosten um höchstens fünf Prozent erhöht werden.

Um eine Alternative zur Ölheizung zu finden, kontaktierte Familie Syz im Juni 2022 ihren Heizungsfachmann. Nach mehreren Beratungsterminen (siehe Box Projektablauf) und Abwägen der Vor- und Nachteile von Luft-Wasser-Wärmepumpe und Erdsonde fiel die Wahl auf eine Wärmepumpe mit Erdsonde, was seitens Eigentümer anfänglich gar nicht in Betracht gezogen wurde. «Da sich unter dem Garten hinter dem Haus die Garage befindet, war klar, dass eine Bohrung dort nicht möglich ist», sagt Angela Syz. Die Bohrung konnte aber vor dem Haus stattfinden. «Wegen einzuhaltender Abstände hatten wir nur gerade innerhalb von 2,5 m2 unseres gesamten Grundstücks die Möglichkeit, eine Bohrung umzusetzen – und zwar vor dem Haus», erklärt André Syz. 

Warten auf Bohrung und neue Geräte

Fast eineinhalb Jahre hat es vom ersten Beratungsgespräch Anfang Juni 2022 bis zur Inbetriebnahme der neuen Heizung Mitte November 2023 gedauert. «Das ist eher lang, aber nicht unüblich», sagt Projektleiter Sandro Mele von meineheizung. ch, der die Eigentümerfamilie beim Heizungsersatz beraten und begleitet hat. Lieferengpässe und lange Wartefristen sind momentan normal. «Auf die Erdsondenbohrung mussten wir ein halbes Jahr warten», sagt Angela Syz. Auch bei der Gerätelieferung sei es zu Verzögerungen gekommen. «Man hat uns zwei Alternativen angeboten, die früher lieferbar gewesen wären, doch wir wollten bei der Wärmepumpe bleiben, die wir zu Beginn ausgewählt hatten», so André Syz. Die alte Ölheizung mit 2000 Liter fassendem Tank hatte der Eigentümer bereits im Juli in Eigenleistung entfernt. Als Zwischenlösung an kühlen Herbsttagen stand ein «Hot Boy», eine Elektroheizung, zur Verfügung, die jedoch viel Strom frisst.

Finanzierung der neuen Heizung

Für die Erdsondenbohrung und Wärmepumpe hatte das Eigentümerpaar drei Offerten eingeholt, die zwischen Fr. 57 600.– und Fr. 70 400.– variierten, je nach Bohrtiefe (200 oder 220 m) und Umfang der Eigenleistungen seitens Eigentümerschaft. Entschieden haben sie sich für die günstigste Variante, die dank Eigenleistungen – dazu gehörten die Entfernung der alten Ölheizung, Grabarbeiten und Kernbohrungen – auf Fr. 57 600.– zu stehen kam. Im Preis inbegriffen sind die Erdsonde (Fr. 21 900.–, Bohrung in 220 m Tiefe), die Wärmepumpe (Fr. 21 200.–) und der Warmwasserspeicher (Fr. 4600.–) sowie die dazugehörenden Arbeiten. Ausgaben von ca. Fr. 4000.– für Eigenleistungen und den Elektriker kamen hinzu, was die gesamten Installationskosten der neuen Heizungslösung auf rund Fr. 61 597.– erhöhte.

Zur Finanzierung der neuen Heizung hat das junge Eigentümerpaar eine Hypothek von Fr. 50 000.– aufgenommen, die zu 2,17 % verzinst wird (Fr. 1085.– pro Jahr). Ausserdem wurden ihnen Fr. 10 650.– kantonale Fördergelder zugesichert.

Erwartungen – finanziell und wärmetechnisch

«Gemäss unseren Berechnungen können wir mit der neuen Heizungslösung nicht wirklich sparen», sagt Angela Syz. Für die alte Ölheizung beliefen sich die Ausgaben pro Jahr auf durchschnittlich Fr. 2242.– (Fr. 1087.– für Ölverbrauch plus Fr. 1156.– für Kaminfeger, Service, Reparaturen etc.). Die voraussichtlichen Ausgaben für die neue Heizung mit Erdsonde und Wärmepumpe schätzen die Eigentümer auf Fr. 2200.– pro Jahr (Hypothekarzins Fr. 1085.– plus Stromkosten Fr. 1000.–, bei aktuellem Strompreis), also ungefähr gleich hoch wie bei der Ölheizung. Projektleiter Sandro Mele wirft ein, dass sich die neue Heizungslösung über zehn Jahre und mehr definitiv lohnen werde. «Im Unterhalt wird die Wärmepumpe viel günstiger sein», versichert der Projektleiter.

Welche Erwartungen haben die Eigentümer an die neue Heizung? «Dass sie so gut heizt wie die alte Ölheizung», sagt Angela Syz. «Ausserdem hoffen wir, dass sie möglichst wartungsarm ist.» Spannend sei für sie auch, dass die Wärmepumpe im Sommer zur Kühlung genutzt werden kann. Und schliesslich die Langlebigkeit der Erdsonde: Gemäss Hersteller liegt diese etwa bei 80 bis 100 Jahren, bei Wärmepumpe und Boiler geht man von ungefähr 30 Jahren Lebensdauer aus. «Insgesamt sind wir gespannt zu sehen, wie sich unser Stromverbrauch mit der neuen Wärmepumpe entwickelt», sagt André Syz. 

Inbetriebnahme und Instruktion

Am 15. November 2023 konnten die Eigentümer ihre neue Heizung in Betrieb nehmen. Servicetechniker Alex Loretan von ait Schweiz AG erklärte dem Eigentümerpaar die verschiedenen Funktionen des Wärmepumpenreglers. Die Heizkurve hat der Servicetechniker zusammen mit Projektleiter Sandro Mele auf der Basis von Objektwerten (Mittel-EFH, kein Neubau) festgelegt. Liegen die Aussentemperaturen im Mittel über 24 Stunden unter 18 Grad Celsius, schaltet die Heizung ein. Im Sommer kann die Wärmepumpe zur Kühlung genutzt werden. «Ab 24 Grad Aussentemperatur fängt sie an zu kühlen», sagt der Servicetechniker.

Die Heizungslösung Wärmepumpe / Bodenheizung ist ein träges System – es braucht lange, bis sie auf Änderungen reagiert. Deshalb wurde keine Nachtabsenkung programmiert. Eine Temperaturabsenkung während der Ferien lohnt sich auch erst ab zwei Wochen Abwesenheit – die Absenkung lässt sich manuell programmieren. «Der Wärmepumpenregler hat mehr Funktionen, als ich gedacht hätte», sagt André Syz, nachdem Alex Loretan alle Funktionen durchgegangen ist. Projektleiter Sandro Mele beruhigt das Eigentümerpaar: «Es ist ein komplexer Regler, und das Menü enthält viele Infos und Funktionen. Vieles davon müsst ihr gar nicht beachten. Und bei Fragen könnt ihr euch jederzeit melden.» Zum Schluss übergibt Servicetechniker Alex Loretan den Eigentümern ein A4-Merkblatt für Wärmepumpe und Boiler. Die Instruktion dauerte eine knappe Stunde.